Donnerstag, 9. Mai 2013

Demetria Cornfield: Zeitmagie



Bild: Demetria Cornfield

Zurück von einem Workshop, dessen Inhalt nicht auf das Thema Zeit ausgelegt war, beschäftigt sie mich nun doch, die "Zeit" und der Umgang mit ihr. Die, die mir immer eine gute Freundin war. Ich wollte ihre Geheimnisse ergründen und lernte die Uhrmacherei bis zur Meisterschaft - nur um festzustellen, dass wir Menschen sie nur in kleine Stücke zerteilen, sie linear machen, um sie zu messen und vermeintlich zu beherrschen. Ich stellte mit Bedauern fest, dass die Menschen ein neues Instrument gefunden hatten, um sich damit gegenseitig zu gängeln. Schneller musste alles sein, schneller musste alles gehen. Und je schneller es sein muss, umso mehr rennen wir der Zeit hinterher.
Uhrmacherei enthüllte mir nicht die Geheimnisse der Zeit, sondern der Mechanik - obwohl ich dadurch erste Schritte im Umgang mit der Zeit erfahren durfte, aber davon an anderer Stelle.

Zeitmagie in der spirituellen Arbeit

Im genannten Workshop webten wir Magie, um den wilden Anteil unserer Seelen zu Tage treten zu lassen und befanden uns alle plötzlich mitten in einer Zeitreise, die nicht in unbeweglicher Trance stattfand, sondern unsere Körper mitnahm. Zeit und Raum veränderte sich, und mir kam es so vor, als lebte ich ein ganzes Leben in diesem Kontinuum - so bekannt und doch so neu, so völlig ohne zivilisierte Einschränkungen und doch so geborgen in einem Kollektiv, in dem es noch keine Worte, Bezeichnungen und Bewertungen gab. Das ganze Erleben "dauerte", mit einem Zeitmesser gemessen, lediglich eine knappe Stunde, aber ich weiß, es war eine ganze Lebenszeit.

Meistens ist es in Trancezuständen ja umgekehrt - kaum ist man von einer kurzen Reise zurück, stellt man mit Verwunderung fest, dass etliche Stunden vergangen sind, ähnlich wie es manchem Prinzen in Sagen und Legenden ergeht, der ins Feenland gelockt wird und nach ein paar Tagen zurückkehrt, nur um zu sehen, dass mehrere Jahre ins Land gezogen und viele Freunde bereits gestorben sind.
In bestimmten Trancezuständen vergeht die Zeit in der Außenwelt jedoch ganz langsam. Ich habe es ein paar Mal aus Versehen geschafft, habe aber bislang noch keinen Weg gefunden, es bewusst innerhalb der spirituellen Arbeit herbei zu führen. Insofern zolle ich den 2 Meisterinnen ihres Faches sehr großen Respekt, da sie uns alle sicher durch die Zeitspirale geführt, begleitet und zurück gebracht haben.

Zeitmagie im Alltag

Als jemand, der sehr viele Interessen und Begabungen hat, wurde ich schon häufiger darauf angesprochen, wie ich es denn schaffe, alles unter einen Hut zu bringen; wörtlich: "Wo nimmst Du denn die ganze Zeit für das alles her? Hat denn der Tag mehr Stunden für Dich?"
Ganz ehrlich: ich habe mich noch nie damit befasst, woher ich mir die Zeit immer "schnitzen" konnte. Bis jetzt. Der Workshop der wilden Seele verlangt nach einer analytischen Aufbereitung seitens meiner rationalen Seele.

Als Mutter dreier Kinder mit einem Job, einer nebenberuflichen Weiterbildung, einem Haushalt nebst Garten, einer Leidenschaft fürs Kochen, Malen und für Bücher (und einer immensen Anzahl anderer Hobbys und Freunden) habe ich bislang nur dann den Eindruck ich hätte "zu wenig Zeit" wenn ich mich komplett "verzettle".
Was nichts anderes bedeutet, als dass ich in Gedanken nicht bei einer Sache bin, sondern bei 2 oder mehr Dingen gleichzeitig.
Was zudem nichts anderes bedeutet, als dass ich nicht fokussiert bin, sondern fahrig.
Was außerdem bedeutet, dass ich nicht "in der Zeit" bin, sondern aus dem Zeitfluss gefallen.

Wie passiert so etwas? Wie falle ich einfach aus dem Zeitfluss?

Ich verliere das Vertrauen in meine Fähigkeiten und fange an zu zweifeln, ob ich all das überhaupt bewältigen kann. Meistens sind dies zu kurz gesteckte Termine, die ich mir entweder selbst setze oder die mir gesetzt werden. Manchmal sind es auch einfach Tage, in denen ich nicht vollkommen fit bin, körperliche Beschwerden oder seelische Schmerzen hege. Dann habe ich das Gefühl die Zeit sei limitiert, ich “müsse“ bestimmte Dinge tun, weil irgendein ominöses Wesen eine Messlatte an einen Zeitstrahl gelegt hat und mich vorwurfsvoll anblickt: "Wir haben doch keine Zeit!", "Wir müssen das alles in einer bestimmten Zeit schaffen!" Dieses Wesen mache ich mir dann zu Eigen, verschmelze mit ihm und mein ganzes "Ich" ist nicht nur von ihm erfüllt - nein, ich WERDE zu diesem Wesen. Somit verfalle ich dann in einen hektischen, wilden Aktionismus mit Zeitdruck, bei dem ich Fehler mache und vieles nochmals von vorne beginnen muss, mit 4 anderen ToDos im Hinterkopf, die auch noch bedient werden wollen. Dann renne ich tatsächlich der Zeit "hinterher".

Wann "flutscht" es denn dann?

Aus den spirituellen Erfahrungen heraus weiß ich, dass messbare Zeit anders verläuft, wenn ich  darin eintauche und mir "die Zeit dafür einfach nehme". Sie steht einem Jedem im vollen Umfang zur Verfügung, denn es gibt nur eine Zeit, nämlich das „Jetzt“. Und im Jetzt kann ich überall sein, in jeder Realität, in jeder Welt, ob vergangen oder zukünftig. Ich bin frei von "müssen" und nur erfüllt von "wollen", neugierig auf das Ergebnis und voller Vorfreude auf die Erfahrung.
In Tagen, in denen es "flutscht", herrscht dieselbe Stimmung vor.  Nicht bezogen auf das Ritual oder der spirituellen Arbeit, sondern auf das, was der Tag so bringt. Dann mache ich es einfach, nehme mir Zeit und stecke mein Herzblut in jede einzelne Tätigkeit. Alles geht einfach von der Hand und ich freue mich am Abend über mein verrichtetes Tagewerk. Ich bin dann einfach "eins" mit mir, der Welt und dem Universum - und habe trotzdem meine 8 Stunden Schlaf.

Und wie werde ich dieses Wesen wieder los?

In dem ich mir Zeit nehme! Welch ein Paradoxon :-) Aber was ist Magie anderes als genau das Gegenteilige von dem zu tun, als der Mensch meint, tun zu müssen?
Ich nehme mir Zeit, um herunter zu kommen, um wieder in mir zu ruhen, um wieder ich selbst zu sein. Ich mache die Übungen, die meine spirituellen Lehrer mir beigebracht haben - atmen, hören, fühlen, schmecken, sehen, in mich gehen, nicht zukunftsgerichtet sein sondern mich wieder "zurück" in den Augenblick holen. Wo bin ich, wer bin ich, was mache ich. Atmen, Wasser trinken, mich mit der Welt verbinden. Und dann voller Elan das Eine verrichten.

Manchen mag das wie Zeitmagie erscheinen, aber wenn ich ehrlich bin ist da gar kein Hokuspokus dahinter - keine komplizierten henochischen Formeln oder geschwungene Zauberstäbe. Es ist einfach meine Einstellung zu dem Tag, der Tätigkeit oder auch der Zeit. Ich bin vollkommen da und tue mit Freude. Dadurch mag ich in manchen Augen die Zeit "biegen", sie schneller oder langsamer vergehen lassen, aber ich bin lediglich voll wach und präsent.
Die Zeit "ist" - sowie das Leben "ist".
Nicht wertend, nicht einschränkend, sondern für jeden, der will, erlebbar, und unendlich vorhanden.

2 Kommentare:

  1. Danke fürs Erinnern!

    http://nymphenkuss.wordpress.com/2011/08/31/feenlektion/

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  2. gerne liebe Nymphenkuss - und danke auch für das Video auf Deinem Blog - alles fügt sich :-)

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